Dichtercafé

Kleine Prosa

Sonntag, 10.03.2024 · 16.30

Tafelhalle, Nürnberg

Dichtercafé mit Tristan Vogt

Text  Robert Walser
Musik  für drei Trompeten von Benjamin Britten, Sophia Gubaidulina u.a

ensemble KONTRASTE

Der Schweizer Dichter Robert Walser ist immer noch ein wenig Geheimtipp in der Literaturwelt, obwohl er ab den 70er Jahren „wiederentdeckt“ wurde – dabei war er in den ersten 30 Jahren des letzten Jahrhunderts ein durchaus erfolgreicher und anerkannter Autor. Während eines sehr unsteten Lebens mit wechselnden Wohnorten in der Schweiz und in Deutschland verfasste er ein vielschichtiges Werk, das neben einigen umfangreicheren Erzählungen vor allem kleinere Formen umfasst: Prosastücke, in denen er sich als Meister der genauen Beobachtung des Alltäglichen, des Kleinen erweist, der Gesellschaft im Konflikt mit dem Einzelnen, der oft Außenseiter ist. Vieles wirkt heiter-skurril, versonnen, scheinbar naiv, doch alles vor der dunklen Folie von Resignation und tiefem Pessimismus. Eine psychische Erkrankung, in seiner Familie weitverbreitet, brachte ihn mit 55 Jahren in Heilanstalten, die er für den Rest seines Lebens, über 20 Jahre, nicht mehr verließ, obwohl er es gekonnt hätte – es war wohl auch eine bewusste Abkehr vom Leben.
Im Klappentext der Suhrkamp-Ausgabe von 1981 heißt es: „Kleine Prosa“ ist einer der von Robert Walser selbst zusammengestellten Sammelbände mit Arbeiten aus den Jahren 1905–1917, die zu Unrecht am wenigsten bekannt geworden sind ... Dabei enthält diese aus Märchen, Aufsätzen, Erzählungen, Bildbeschreibungen, literarischen Portraits und scheinbar schwerelosen Prosastudien zusammengesetzte Sammlung mit Stücken wie „Basta“ und „Schneien“, mit der Liebesgeschichte „Luise“ und der autobiographisch gefärbten Erzählung „Tobold“ Höhepunkte Walser´scher Prosa. Mitten im ersten Weltkrieg, 1917, nicht mehr in Deutschland, sondern in niedriger Auflage in der Schweiz erschienen, erreichte diese Kleinepik mit ihrer „magischen Verliebtheit in die Sprache“, die Hermann Hesse zur „graziösesten deutschen Prosa“ zählte, „die noch nicht übertroffen oder im geringsten veraltet“ sei, nicht das Publikum, das heute dafür aufgeschlossen ist. 1918 schrieb Oskar Loerke über Robert Walser: „Scheinbar zweck- und pointenlos plaudernd, ist er beherrscht bis in die Silbe. Eine Naivität von so starker Natur, dass sie noch nach der Zertrümmerung durch das Bewusstsein sich so sicher und völlig darstellt, als wäre sie Natur.“
Dass drei Trompeten allein spielen, ist außergewöhnlich. Doch es gibt Werke für ein solches Trio! Lassen Sie sich überraschen, den musikalischen Teil dieses Dichtercafés gestalten drei Trompeter. Die Komponisten sind u.a. Benjamin Britten mit seiner Fanfare for St. Edmundsbury, oder die tatarisch-russische, in Deutschland lebende Komponistin Sophia Gubaidulina mit ihrem Trio für Trompeten.
Die vielfach ausgezeichneten Thalias Kompagnons alias Joachim Torbahn und Tristan Vogt tourten mehr als 30 Jahre als international erfolgreiches Figurentheater durch viele Länder. Nach dem Tod von Joachim Torbahn im Dezember 2021 werden die unvergesslichen und quicklebendigen Gemeinschaftsstücke nicht mehr um die Welt reisen.
Doch Tristan Vogt ist weiterhin künstlerisch aktiv, er gestaltet mit ensemble KONTRASTE nicht nur dieses Dichtercafé, sondern ist auch in „Pu der Bär“ zu erleben.

Karten:
Abendkasse Normal 28 € /  Ermäßigt 23 €
Vorverkauf: Normal 24 € / Ermäßigt 19 €
Inhaber:innen der Klassik-Card erhalten ihre Tickets zum ermäßigten Preis.

Vorschaubild Tristan Vogt © Karolina Kownacka
Detailbild © Karolina Kownacka