
© Europäische FilmPhilharmonie
Foolish Wives
Freitag, 26.01.2024 · 20 Uhr
STUMM-FILM-MUSIK-KONZERT
Regie & Drehbuch Erich von Strohheim
Musik András Hamary
ensemble KONTRASTE
Leitung Christoph Altstaedt
Der falsche russische Graf Sergius Karamzin lebt zusammen mit zwei „Cousinen“ in der Villa „Amorosa“ in Monte Carlo. Seinen aufwendigen Lebensstil bestreitet er mit Hochstapelei und Geldwäsche. Als der amerikanische Botschafter und dessen junge Frau in Monte Carlo eintreffen, beschließt Karamzin, die Frau zu verführen, um Geld von ihr erschwindeln zu können. Eine verschlungene, dramatische, ja monströse Geschichte nimmt ihren Lauf.
„Ein Film – morbid, dekadent und zynisch“, wie Josef Nagel in seiner Kritik für Filmdienst.de schreibt, „ein Frontalangriff auf die Repräsentanten der feinen Gesellschaft, der Politik, auf die guten Traditionen. Ein Skandalon, 1922, in den USA.
Der Held, der falsche „Graf“, ein Gourmet, Hochstapler, Frauenschänder und Dragonerhauptmann aus Petrograd (letzteres laut Visitenkarte), entlockt dem Abenteuer „Leben“ den letzten Zauber, das letzte Tabu. Demgegenüber ist der steife, in Fragen der Etikette ungeübte US-Botschafter ein Trottel und Schwächling. Das temperamentvolle Europa triumphiert über das naiv-verklemmte Amerika und decouvriert 1919, wenige Monate nach dem Ersten Weltkrieg, den Vergnügungsort der Hautevolée, Monte Carlo, als eine moralische Farce. Die scheinbar sichere Oberfläche einer gerade wieder intakten Welt der schönen Reichen entpuppt sich als Fälschung und brodelnder Vulkan.“
Hinzu kommt ein zweites Thema, das Stroheim immer wieder beschäftigte: die Unterdrückung der Frau durch den Mann, in diesem Film in gleich vier Variationen: die beiden hörigen Komplizinnen, entwurzelte Hasadeurinnen, deren Dienste sich Karamzin bedient, die frustrierte, vernachlässigte Frau des Botschafters, das betrogene Zimmermädchen, von der sich der Held aushalten lässt, und eine minderjährige 14-Jährige, das unschuldigste Opfer von Karamzins Sexualtrieb.
Stroheims dritter Film brachte ihm den Ruf eines Enfant terrible und unkontrollierbaren Verschwenders unter den Regisseuren Hollywoods ein. Die monströse, lasterhafte Handlung übertraf an Frivolität vieles, was bis dahin im Kino zu sehen gewesen war. Detailgetreu ließ er Monte Carlo nachbilden. Die teuren Kulissen sind im Film nur während weniger Minuten zu sehen. Hunderte von Statisten bevölkerten in originalgetreuen Kostümen die aufwändige Szenerie von Casino und Stadt. Straßenbahnen und kriegsversehrte Veteranen dienten als Kontrast zum dekadenten Geschehen. Die Dreharbeiten zogen sich monatelang hin und Stroheim erfand immer neue Szenen, die er dutzende Male drehen ließ, bis er zufrieden war. Er lieferte schließlich dem Studio einen Film von mehreren Stunden Dauer, der in mehreren Anläufen gekürzt wurde – er wurde ein riesiger Kassenerfolg.
„In Erich von Stroheims Filmen ist die Welt ein Schlachthaus. Figuren und Konflikte sind so sehr ins Monströse übersteigert, bis eine schockierende Wahrhaftigkeit sichtbar wird. Seinen Zeitgenossen verschlug es den Atem und auch heute noch ist es unmöglich, den Blick von einem Stroheim-Film abzuwenden. Erich von Stroheim - Gigant, Exzentriker und Moralist.“ (Filmmuseum Potsdam)
Die neue Musik stammt von dem in Budapest geborenen András Hamary, Professor für Klavier in Würzburg, Pianist und Komponist. Seine Komposition zum Film, für sieben Soloinstrumente, war eine Auftragsarbeit für das ensemble KONTRASTE von 1999 – Nervenkitzel und Spannung sind garantiert!
Karten:
Abendkasse Normal 31 € / Ermäßigt 26 €
Vorverkauf: Normal 27 € / Ermäßigt 22 €
Inhaber:innen der Klassik-Card erhalten ihre Tickets zum ermäßigten Preis.
Vorschaubild Christoph Altstaedt © Maarit Kangron
Detailbild Foolish Wives © Europäische FilmPhilharmonie